13.05.2014
MiRO und Stadtwerke bauen Wärmeauskopplung zur Nutzung von Prozessabwärme für die Fernwärmeversorgung weiter aus
Die Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO) und die Stadtwerke Karlsruhe haben den weiteren Ausbau der Wärmeauskopplung aus der Raffinerie in Karlsruhe beschlossen. Schon seit Herbst 2010 nutzen die Stadtwerke überschüssige Niedertemperatur-Abwärme aus den Raffinerieprozessen eines Werkteils für die Fernwärmeversorgung. Mit Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 25 Millionen Euro werden beide Unternehmen bis Herbst 2015 auch die Nutzung weiterer Abwärmequellen im zweiten Werkteil der Raffinerie erschließen.
Zukünftig Wärmemenge
für 43.000 Wohnungen
Bisher
nutzen die Stadtwerke Karlsruhe Prozessabwärme mit einer Leistung von rund 40
Megawatt aus dem Werkteil 2 der MiRO für die Fernwärmeversorgung. 2013 haben
die Stadtwerke insgesamt rund 300.000 Megawattstunden von der MiRO bezogen; das
entspricht dem Wärmebedarf von rund 25.000 Haushalten und spart 65.000 Tonnen
Kohlendioxid (CO2) pro Jahr. Mit der Niedertemperatur-Prozessabwärme
aus dem Werkteil 1 der Raffinerie stehen den Stadtwerken zusätzlich jährlich
rund 220.000 Megawattstunden für die Fernwärme zur Verfügung. Das Unternehmen
plant, diese Wärme ab Oktober 2015 ins Fernwärmenetz einzuspeisen. Diese Wärmemenge
entspricht dem Bedarf weiterer 18.000 Wohnungen. Aktuell werden in Karlsruhe rund
26.000 Wohnungen mit Fernwärme beheizt. Hinzu kommt in der gleichen
Größenordnung die Fernwärmeabgabe an Gewerbe, Handel, Dienstleistung und
Industrie. Darüber hinaus werden durch den extensiven Ausbau der
Fernwärmeversorgung in Karlsruhe bis 2020 rund 40.000 Wohnungen und viele
weitere Gewerbe und Industrieunternehmen an die Fernwärme angeschlossen.
„Karlsruhes größtes Umweltprojekt erreicht
eine neue Entwicklungsstufe“, freut sich Erste Bürgermeisterin Margret Mergen.
„Mit der Nutzung von Prozessabwärme aus der Raffinerie werden zukünftig
jährlich über 100.000 Tonnen CO2 vermieden. Damit leisten beide
Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Karlsruher
Klimaschutzziele“, so Mergen weiter. Auch für Dr. Karl Roth, Technischer
Geschäftsführer der Stadtwerke Karlsruhe, stehen die Umweltaspekte im Vordergrund.
„Nachhaltigkeit und Klimaschutz bilden die Grundlage, an Hand derer die
Glaubwürdigkeit und die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens gemessen wird“,
so Roth. „Das MiRO-Projekt, das 2013 mit dem Energy Award ausgezeichnet wurde,
gehört zu den Leuchtturmprojekten der Energiewende und findet in ganz Europa
Interesse.“ Die Energieeffizienz der Raffinerie wird durch die
Niedertemperatur-Abwärmenutzung um 5 Prozent gesteigert. „Das hilft der Umwelt
und unserem Raffineriestandort Karlsruhe um im Wettbewerbsvergleich noch besser
auszusehen“, unterstreicht Dr. Hans-Gerd Löhr, Sprecher der Geschäftsführung
der MiRO.
Wärme für die Stadt und zwei neue Stadtteile
Die
Stadtwerke Karlsruhe betreiben ein rund 180 Kilometer langes Fernwärmenetz, das
im Moment durch den Bau einer dritten Hauptleitung nach Süden erweitert wird. Dadurch
erschließen die Stadtwerke bis 2019 Daxlanden, Grünwinkel, Oberreut und Rüppurr
für die umweltschonende Fernwärmeversorgung. Das Heizwasser stammt schon heute
zu über 90 Prozent aus Kraft-Wärme-Kopplung bei der Stromerzeugung im
Rheinhafen-Dampfkraftwerk der EnBW und aus Prozessabwärme der Mineraloelraffinerie
Oberrhein. Dort fällt Abwärme mit Temperaturen unter 130 °C an, die dort nicht
weiter wirtschaftlich genutzt werden kann. Für die Fernwärmeversorgung reicht
diese Temperatur. Diese Prozessabwärme wird vorrangig durch innovative Plattenwärmetauscher,
die für eine effektive Wärmeübertragung auf engstem Raum sorgen, aus den
Anlagen der Raffinerie ausgekoppelt und über
eine Transportleitung zur Fernwärmezentrale der Stadtwerke Karlsruhe im Heizkraftwerk
West geleitet. Hier wird sie in das Fernwärme-Stadtnetz eingespeist. Diese
Leitung wurde von vornherein so dimensioniert, dass sie nun auch die Wärme aus
dem zweiten Werkteil transportieren kann. Eine weitere Fernwärmeleitung führt
von der Raffinerie über das Neubaugebiet Knielingen 2.0 nach Norden und endet
im Neubaugebiet Kirchfeld Nord. Sie beheizt die beiden neuen Karlsruher
Wohngebiete auf militärischen Konversionsflächen komplett und nahezu CO2-frei
mit Fernwärme aus der Raffinerie. Der Primärenergiefaktor des Karlsruher
Fernwärme-Stadtnetzes liegt bei 0,49 und wird sich durch die erweiterte Nutzung
von Abwärme aus der Raffinerie weiter verringern. Die spezifischen CO2-Emissionen
der Karlsruher Fernwärme betrugen 2013 111 Gramm pro Kilowattstunde Heizwärme.
Vorteile der erweiterten Wärmenutzung aus der Raffinerie:
Fernwärme in Zahlen
Stundenwerte der Fernwärmeversorgung:
Sommertag
(minimal): 20 MW
Wintertag
(maximal): 300
MW
Spitzen-Stundenwerte der
Erzeugungsanlagen:
MiRO-Abwärme
(Werkteil 2 und Werkteil 1, neu) 90 MW
RDK 7 220
MW
RDK 8 (Abnahmemessung steht noch aus) >220 MW
Heizkraftwerk
West in Kraft-Wärme-Kopplung 108
MW
Heizkraftwerk
West, nur Fernwärme, keine Stromerzeugung 350
MW
Heizwerk
Ahaweg 100
MW
Heizwerk
Waldstadt 40 MW
Fernwärme-Hauptleitungen:
Nördliche
Hauptleitung: durch
die Hildapromenade bis zur Waldstadt
Mittlere Hauptleitung: über Weinbrenner-
und Gartenstraße zur Innenstadt
Dritte oder südliche Hauptleitung
(neu): über Rheinhafen- und
Pulverhausstraße nach Oberreut, in einem 2. Bauabschnitt bis Rüppurr
Investitionskosten:
MiRO I
(Werkteil 2)
ca. 30 Mio. €
MiRO II
(Werkteil 1) ca. 25 Mio. €
Wärmeversorgung Nord
ca. 12 Mio. €
Dritte
Fernwärme-Hauptleitung ca. 35 Mio. €