Stadtwerke Karlsruhe unterstützt Aufforstungsprojekt in Ecuador

Der Schutz des Klimas ist die wichtigste Herausforderung unserer Zeit. Als Energieversorger wissen die Stadtwerke Karlsruhe um die eigene Verantwortung und engagieren sich daher umfassend für Umwelt sowie Klima. Eine der neuesten und wichtigsten Initiativen dabei ist die Beteiligung am Aufforstungsprojekt „Mirador“ in Ecuador - gemeinsam mit der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) und der Artenschutzstiftung des Zoos Karlsruhe.

Das Aufforstungsprojekt „Mirador“

Grundstück Areal 2 im Juni 2019
Grundstück Areal 2 im Juni 2019

An den Westhängen der Anden erstreckten sich bis in die 80er Jahre weitläufige Nebelwälder. Diese Wälder sind nicht nur riesige CO₂-Speicher, sondern auch ein einzigartiges Ökosystem und Lebensraum zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Weite Teile davon fielen der Viehwirtschaft und ihrem Hunger nach immer mehr Weideflächen zum Opfer - heute sind nur noch fünf Prozent davon erhalten.
Gemeinsam mit der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) und der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe haben die Stadtwerke ein aktives Zeichen gegen diese Entwicklung gesetzt. Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Homann schätzt die Zusammenarbeit und betonte: „Mit dem Aufforstungsprojekt „Mirador“ stellen wir verlorenen Lebensraum wieder her - soweit dies möglich ist - und  tragen effektiv zum Klimaschutz bei. Denn jeder Baum bindet etwa 800 kg CO₂."

Das haben wir bisher erreicht

Transport der Setzlinge zum Pflanzareal
Transport der Setzlinge zum Pflanzareal

Das rund 80 Hektar große Grundstück des Projekts „Mirador“ liegt auf etwa 1.700 Metern Höhe im Kanton San Miguel de los Bancos, 90 Kilometer von Quito, der Hauptstadt Ecuadors, entfernt. Ein Großteil des ursprünglichen Waldes ist noch erhalten. Auf den übrigen Flächen, auf denen der Wald weichen musste, um Platz für die Rinderhaltung zu schaffen, soll wieder ein möglichst naturnaher Wald entstehen. Einen Teil der Weideflächen hat die KEK bereits im Frühjahr 2021 mit mehr als 3.000 Bäumen bepflanzt. Im Dezember folgte der Rest des Areals mit weiteren 8.000 Bäumen. Gepflanzt werden ausschließlich heimische Baumarten wie Arrayán, Cedro, Guabo oder Aliso. Die dafür benötigten Setzlinge wurden zunächst in lokalen Baumschulen herangezogen.

Bei der Aufforstung und Pflege der Flächen arbeitet die KEK, die seit 2012 bereits rund 30 Hektar ehemaliges Weideland aufgeforstet hat, eng mit dem lokalen Umweltzentrum Mindo Lindo, zusammen. Die Stadtwerke Karlsruhe finanzieren die Aufforstung „Mirador“ auf einer Teilfläche von 10 Hektar durch den Erwerb von CO₂-Zertifikaten, die durch die CO₂-Bindung des neu entstandenen Waldes generiert werden. Den langfristigen Schutz des Areals stellt die Artenschutzstiftung durch den Erwerb des Grundstücks sicher.

Grundstück Area 2 im Juni 2019

Die Projektleitung obliegt der KEK, die das Projekt in enger Zusammenarbeit mit Expert*innen vor Ort steuert. Das Team in Ecuador erstellt zum Beispiel die Pflanzpläne und führt die Pflanzungen durch. Bei der Vorbereitung der Pflanzkreise, dem Transport der Setzlinge mithilfe von Mauleseln sowie beim Pflanzen selbst werden sie von Arbeiter*innen aus der Umgebung unterstützt.

In den ersten fünf Jahren nach der Pflanzung sind weitere Pflegemaßnahmen notwendig, um sicherzustellen, dass die Jungbäume gut gedeihen. Um zu verhindern, dass die Setzlinge vom schnell wachsenden und bis zu zwei Meter hohen Weidegras überwuchert werden, schlagen die Arbeiter*innen die Pflanzkreise um die Bäume regelmäßig mit der Machete frei. Nachdem die Erstpflanzung aller Setzlinge abgeschlossen ist, folgte die Zertifizierung des Projekts, sowie die Freigabe der CO₂-Zertifikate durch einen unabhängigen Umweltgutachter.

Die Zertifizierung des Aufforstungsprojekts durch einen Umweltgutachter

Die Überprüfung der Baumsetzlinge durch einen Umweltgutachter.
Die Überprüfung der Baumsetzlinge durch einen Umweltgutachter.
Nachdem im Februar 2022 die Erstpflanzung aller Baumsetzlinge abgeschlossen wurde, konnte das Projekt von einem externen unabhängigen Umweltgutachter geprüft werden. Die Aufforstung wird nach den Kriterien des sogenannten Gold Standards durchgeführt und geprüft. Beim Gold Standard handelt es sich kurz gesagt um einen von Nichtregierungsorganisationen entwickelten Standard, der sicherstellt, dass CO₂-Minderungsprojekte ein höchstmögliches Maß an Umweltverträglichkeit aufweisen und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Hierfür prüfte der Gutachter zunächst das Projekt Design Dokument, kurz PDD. Dieses 50-seitige Dokument beschreibt detailliert den Vorgang der Aufforstung, analysiert den ökologischen und sozialen Nutzen des Projekts, wägt aber auch mögliche Risiken ab und formuliert Lösungsstrategien für die möglichen Risiken. Besonders ausführlich geprüft wurde die Berechnung der CO₂-Bindung durch die wachsenden Bäume.
Nach der Theorie folgte die Praxis. Hierzu verschaffte sich der Umweltgutachter vor Ort in Ecuador ein detailliertes Bild von der Qualität der Aufforstung. Auf dem Gelände überprüfte er zum Beispiel den Abstand der gepflanzten Bäume und ob sichergestellt ist, dass die Setzlinge ohne Schaden zu nehmen wachsen und sich entwickeln können. Er sprach außerdem mit dem ecuadorianischen Projektteam, erfuhr von ihrer Arbeitsweise und den Arbeitsbedingungen vor Ort. Die Ergebnisse der Begutachtung wurden in einem Prüfbericht festgehalten. Nach Abschluss aller Korrekturen bestätigte der Gutachter schließlich eine gebundene Menge von 5.173 tCO₂-Äquivalenten.
Das PDD, sowie der Prüfbericht des Umweltgutachters können auf der Seite des Karlsruher Klimafonds eingesehen werden.

Und wie sehen die gepflanzten Bäume heute aus?

Ein Jahr später sind die gepflanzten Bäume auf der Aufforstungsfläche schon beträchtlich gewachsen. Leider schaffen es nicht alle Setzlinge im Boden zu wurzeln, manche werden krank oder haben mit Schädlingsbefall zu kämpfen. Bei einem Projekt mit etwa 10.700 gepflanzten Bäumen ist eine gewisse Ausfallrate jedoch ganz normal und wird schon in der Planung entsprechend berücksichtigt. Aktuell, im Juli 2023, ist das Team in Ecuador gerade mit den Nachpflanzungen beschäftigt. Auf extra eingerichteten Referenzflächen wird die Anzahl der ausgefallenen Bäume erfasst und auf die Gesamtfläche hochgerechnet. Im Nachgang wird jeder abgestorbene Baum durch einen neuen Setzling ersetzt. Weiterhin werden die gepflanzten Bäume durch regelmäßige Maßnahmen gepflegt bis sie stark und groß genug sind dem wuchernden Weidegras oder möglichen Fraßfeinden standzuhalten.

Nach anderthalb Jahren sind die gepflanzten Setzlinge schon deutlich gewachsen.
Nach anderthalb Jahren sind die gepflanzten Setzlinge schon deutlich gewachsen.
Gepflanzter Baum

Vielfalt im tropischen Regenwald

Die Biodiversität vor Ort ist beeindruckend: Zwischen den Hochanden und dem Pazifik gelegen, besteht dort die höchste Artenvielfalt an Vögeln weltweit. Allein rund 30 Kolibri-Arten wurden bereits in der Umgebung gezählt. Hinzu kommen weitere faszinierende Tierarten wie der Brillenbär, der Puma, das Gürtel- und Faultier. Um die natürliche Struktur des Regenwaldes nachzubilden, werden im Rahmen des Aufforstungsprojekts insgesamt fast 50 verschiedene heimische Baumarten gepflanzt.

Erfahrene Partner mit an Bord

Die Kooperation entstand auf Initiative des KEK-Geschäftsführers Dirk Vogeley mit dem Zoodirektor Matthias Reinschmidt, dem Artenschutzkurator Clemens Becker und dem Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Homann. So kam eine tragfähige Konstellation zustande, die das neue Aufforstungsprojekt „Mirador“ überhaupt möglich gemacht hat. „Wir freuen uns sehr, mit der KEK und der Artenschutzstiftung erfahrene Partner an unserer Seite zu haben, die seit Jahren mit viel Know-How und großem Engagement Aufforstungsprojekte realisieren“, so Michael Homann.

Karlsruher Klimafonds

Der Karlsruher Klimafonds ist ein Angebot der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK). Als gemeinnützige Organisation informiert und berät die KEK Karlsruher Bürger*innen, Unternehmen und Organisationen unabhängig sowie neutral zur energetischen Sanierung. Ferner zum Ausbau erneuerbarer Energien und zum Klimaschutz. Ihr Ziel ist ein Klimaneutrales Karlsruhe bis 2040 – dabei verfolgt sie den Ansatz „vermeiden – reduzieren - kompensieren“. Im ersten Schritt bedeutet das, CO₂-Emissionen durch Klimaschutzmaßnahmen zu vermindern oder ganz zu vermeiden, zum Beispiel durch den Umstieg vom Auto aufs Fahrrad. Erst im zweiten Schritt werden Emissionen, die nicht vermieden werden können, kompensiert. Beim Karlsruher Klimafonds der KEK erfolgt die CO₂-Kompensation über Klimaschutzprojekte, die sowohl soziale wie auch ökologische Belange in den Mittelpunkt stellen. Als Non-Profit-Organisation bietet die KEK Karlsruher Unternehmen, Organisationen und Bürger*innen die Möglichkeit, ihre unvermeidlichen Emissionen auszugleichen und ganz konkret einen freiwilligen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Die Stadtwerke Karlsruhe unterstützen dieses Engagement und fördern ganz konkret das Aufforstungsprojekt „Mirador“ in Ecuador. Die Bäume binden große Mengen an CO₂ und sind damit ein wichtiger Faktor für die Verringerung der globalen Treibhausgasemissionen. Im Rahmen des Projekt-Monitorings prüft und zertifiziert ein externer Gutachter wie viel CO₂ der neu entstandene Wald bindet. Diese Zertifikate werden für die Stadtwerke Karlsruhe stillgelegt. Damit werden nicht vermeidbare Emissionen ausgeglichen.

Weitere Informationen zum Karlsruher Klimafonds finden Sie unter www.karlsruher-klimafonds.de.

Klimapartnerschaft zwischen San Miguel de los Bancos und Karlsruhe

Bereits seit 2015 besteht die Klimapartnerschaft zwischen dem Kanton San Miguel de Los Bancos und der Stadt Karlsruhe. Neben Aufforstungsprojekten, wie der Initiative „Mirador“, werden weitere soziale und ökologische Projekte durchgeführt. Zum Beispiel sorgte die Partnerschaft bereits für die Entsendung einer Fachkraft, die bis Ende 2022 bei der Kantonverwaltung im Bereich Abfallmanagement eingesetzt war, und die Planung eines Umweltzentrums in der Stadt Mindo. Als eine von fünf Partnerschaften wurden Karlsruhe und San Miguel de los Bancos erst kürzlich ausgewählt, um ihren Handlungskatalog durch spezifische Projekte im Bereich der Biodiversität zu erweitern.

Auch bei den Themen Schulpartnerschaften, nachhaltiger Tourismus und regenerative Energien kooperieren die beiden Regionen miteinander. Mehr zur Partnerschaft mit los Bancos

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