Appenmühle mit Fischtreppe und Thomaswehr umgebaut

16.03.2021

Alb in Grünwinkel / Daxlanden: Für Fischwanderungen optimiert und Gewässerstruktur verbessert

Die Europäischen Wasserrahmenrichtlinien sehen vor, dass an sämtlichen Fließgewässern ein guter ökologischer Zustand sowie eine Durchgängigkeit für Fische beim Auf- und Abstieg gewährleistet werden sollen. Um allen Anforderungen zu entsprechen, führten die Stadtwerke Karlsruhe umfangreiche Baumaßnahmen an ihrer Kleinwasserkraftanlage Appenmühle sowie an der Fischtreppe am Thomaswehr durch. Das Tiefbauamt nahm den Umbau zum Anlass, um in diesem Zuge auch die Gewässerstruktur unterhalb des Wehres zu verbessern und weitere geschützte Uferbereiche anzulegen.

Fischaufstieg

„Die Nutzung der Wasserkraft in Karlsruhe ist historisch mit der Appenmühle verankert. Es gibt bereits urkundliche Erwähnungen aus dem 14. Jahrhundert. Es ist gut, dass wir die erneuerbare Energie aus Wasserkraft an dieser Stelle weiterhin nutzen können ohne einen negativen Einfluss auf die Fischwanderung zu nehmen“, freut sich Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz über den Erhalt der Kleinwasserkraft als erneuerbare Energiegewinnung im Stadtgebiet Karlsruhe. Unter anderem wichtig sind die nun abgeschlossenen Maßnahmen für das Vorhaben den Lachs in der Alb wieder anzusiedeln. Die Alb gehört zwischen Marxzell und ihrer Mündung in den Rhein zu den Programmgewässern für die Lachswiederansiedlung. Durch die an „Lachsgröße“ angepasste Fischtreppe für den Aufstieg in die Laichgebiete und den sicheren Abstieg vorbei an der Appenmühle zurück in den Rhein und dann ins Meer, sollte dem Vorhaben an diesem Albabschnitt nichts mehr im Wege stehen.

Auch Dr. Olaf Heil, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Karlsruhe, war es wichtig den Standort zur Erzeugung von erneuerbarer Energie zu erhalten, unter der Voraussetzung, dass Durchgängigkeit und Fischschutz langfristig gegeben sind. „Das Projekt ist uns in Abstimmung aller Beteiligten sehr gut gelungen, so dass wir von einem nachhaltigen Fischschutz als Voraussetzung für eine parallele Nutzung der Wasserkraft ausgehen können.“ Neben der ökologischen Modernisierung optimierten die Stadtwerke zudem das Betriebssystem der Wasserkraftanlage, so dass durch digitalisierte und automatisierte Vorgänge von einer Ertragssteigerung der Appenmühle ausgegangen wird. Die Kleinwasserkraftanlage erzeugt Strom für rund 40 bis 50 Haushalte und spart jährlich bis zu 120 Tonnen Kohlendioxid ein.

Martin Kissel, Leiter des Tiefbauamtes der Stadt Karlsruhe, betont die Wichtigkeit der Gewässer für die Stadt: „Ein weiterer Baustein zur Revitalisierung der Alb ist vollendet. Verschiedene neugeschaffene Strukturen bieten nun Lebensräume für viele Tier und Pflanzenarten. Und für den Menschen wird der Stadtfluss auf diese Weise nach und nach wieder zum Naturerlebnis.“ Bereits im Jahr 1983 wurde damit begonnen, die Alb sukzessive naturnah umzugestalten. Seither sind über 30 Einzelmaßnahmen realisiert worden, zuletzt 2019, in unmittelbarer Nähe im Bereich der Albkapelle.

Gemeinsam planen die Stadtwerke und das Tiefbauamt eine informative Beschilderung des Albabschnitts. So können sich zukünftig auch interessierte Passanten über die durchgeführten Projekte, ihre Technik und die fischökologischen Gegebenheiten informieren.

Ansprechpartner für die Medien:

Stadtwerke Karlsruhe, Unternehmenskommunikation:
Anke Hoffmann, Tel.: 0721/599-1052,
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Stadt Karlsruhe, Tiefbauamt:
Frank Lamm, Tel.: 0721/133-6690
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Projektdetails:

Die ökologische Modernisierung fand im zweiten Halbjahr 2020 statt. Aufgeteilt wurden die Modernisierungsmaßnahmen in zwei Teilabschnitte:

Fischabstieg am Turbinenhaus
Begonnen wurde im Juli mit der Erneuerung des Fischabstieges am Turbinenhaus. Hier wurde der aktuelle Vertikalrechen, der die Turbine vor Schwemmgut schützt und die flussabwärts wandernden Fische sicher an der Turbine vorbeiführt, gegen einen modernen Horizontalrechen mit einem Stababstand von 15 Millimeter eingetauscht. Letzterer wurde in einem günstigeren Strömungswinkel positioniert. Abwandernde Fische gelangen am Rechen vorbei durch ein Fenster in den so genannten Leerschusskanal und werden sicher über eine kleine Fischrutsche in das Unterwasser der Alb geleitet. Die bestehende Francis-Schachtturbine mit einer Leistung von 40 Kilowatt wurde beibehalten. Rund 150.000 Kilowattstunden Strom kann die Wasserkraft an der Appenmühle jährlich erzeugen.

Fischaufstieg – Fischtreppe am Thomaswehr
Der zweite Bauabschnitt startete im vergangenen Herbst an der flussaufwärtsliegenden Fischtreppe und am Thomaswehr. Um die Fischtreppe zu erneuern, wurden die vorhandenen großen Steine entfernt und in einem zweiten Schritt ein Raugerinne mit Beckenstruktur in Form eines Schlitzpasses mit Holzeinbauten angelegt. Dies unter den Vorgaben, die es sowohl großen und kleinen sowie schwimmstarken und schwimmschwachen Fischen ermöglicht den Fischaufstieg zu passieren, als auch unter Berücksichtigung der Mindestwasserführung. Die Mindestwasserführung beschreibt die Wassermenge, die mindestens die Fischtreppe und ihrer Ausleitungsstrecke zur Verfügung stehen muss, damit die Fische gut wandern können. Zudem installierten die Stadtwerke am Thomaswehr eine neue automatische Spülklappe. Sie dient dazu, den aufgestauten Wasserspiegel konstant zu halten.

Die Gesamtkosten für beide Projekte der Stadtwerke beliefen sich auf rund 350.000 Euro.

Ökologische Aufwertung der Alb unterhalb des Thomaswehrs
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gibt vor, dass an sämtlichen Fließgewässern ein guter ökologischer Zustand bzw. bei erheblich veränderten Gewässern gute ökologische Potentiale erreicht werden sollen. Die Stadt Karlsruhe setzt diese Vorgabe an allen Gewässern, wo möglich, sukzessive um. Der Umbau des Fischaufstieges am Thomaswehr durch die Stadtwerke Karlsruhe war der Anlass und die Chance in diesem Zuge auch die Gewässerstruktur unterhalb des Wehres zu verbessern. Hier bot sich die einmalige Gelegenheit durch eine Erhöhung des Gefälles die Dynamik der Alb zu erhöhen. Gerade auch für die aufsteigenden Fische wurden Unterstände und Verstecke geschaffen, die ihnen auf ihrem Weg zur Fischtreppe Schutz und Ruheplätze bieten. Die ganze Umgestaltung ist darauf ausgerichtet, den Fischen den Weg zum Eingang des Fischaufstieges zu weisen.

Aber auch die Ufer wurden in die naturnahe Umgestaltung mit einbezogen. So wurden Prallufer nur minimal gesichert und die Gleitufer abgeflacht und mit Kies bedeckt. Dieser Kies wird im Laufe der Zeit das Baumaterial der Alb sein mit dem sie ab nun die weitere Umgestaltung übernimmt. Der Mensch wird nur bei Gefahr eingreifen. Diese flachen Ufer sollen Ruhezonen der Natur sein, hier hält der Mensch Abstand. Die Bevölkerung erhält direkt am Thomaswehr eine Zugangsmöglichkeit zum Gewässer. Hier können die Kraft und Faszination des Wassers erlebt werden. Ebenso wurde im Zuge der Revitalisierung der Alb auch die zum Monitoring des Umbaus der Albschleuse 2014 eingebaute Fischzähleinrichtung wieder in Betrieb genommen. Durch geringe Anpassung der Hardware und die Aktualisierung der Software kann nun der Fischaufstieg live beobachtet werden. Zurzeit ist dies den Experten vorbehalten, aber sobald die technischen Voraussetzungen dies erlauben, soll auch ein öffentlicher Zugang geschaffen werden.

Die Gesamtkosten für das Projekt der Stadt beliefen sich auf rund 250.000 Euro.

Wir danken dem Regierungspräsidium Karlsruhe und dem Land Baden-Württemberg für die finanzielle Förderung des Projektes zur ökologischen Aufwertung der Alb unterhalb des Thomaswehrs mit 85 Prozent und die fachliche Beratung und Begleitung dieses auch überregional wichtigen Vorhabens.

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