Quartiersportrait
Schloss-Landschaften
Der gebürtige Salzburger Harald Ringler hat in Wien und Stuttgart Architektur, Raumplanung und Raumordnung studiert. Von 1974 bis 2013 war er in Karlsruhe tätig, zuletzt als Leiter des Stadtplanungsamts. Er lebt in Karlsruhe.
Kein Traum
Karlsruhe eine Traumvorstellung des Stadtgründers Karl Wilhelm, Markgraf von Baden-Durlach? Mit dieser oft wiederholten Mär räumt Dr. Harald Ringler gleich mal auf. Der pensionierte Leiter des Stadtplanungsamts hat 2021 ein beeindruckend ausführliches Buch über die Stadtbaugeschichte Karlsruhes herausgebracht und sich in diesem Zusammenhang auch mit den Anfängen befasst. »Das Schloss war ursprünglich kleiner und diente der Jagd – ebenso wie die sternförmig angeordneten Wege, wie das damals für Jagdgebiete nicht unüblich war«, erklärt er. »Das eigentliche Gründungsgebäude ist der Schlossturm – Ausdruck von Selbstbewusstsein und Macht. Darum herum wuchs die Infrastruktur, die man für die Jagd brauchte, Wohnungen für Personal, Ställe, Handwerker … Aus diesem Bedarf heraus erfolgte dann die Stadtgründung«, betont Harald Ringler.
Im Wandel – der Schlossplatz
An diesem nebligen Herbstmorgen liegen die vielen Grünanlagen rund ums Schloss in bester Allerheiligen-Ruhe da; ein paar Gärtner sind in ihren Fahrzeugen unterwegs, vom Uni-Sportplatz schallen die Rufe der Trainierenden herüber. Einige Krähen zanken sich um Müll. »Der Schlossplatz hier vor dem Schloss hat im Laufe der Geschichte oft sein Gesicht verändert. So, wie er jetzt ist, gefällt er mir gut – mit den Götterstatuen, die sich im Sommer in den Wasserbändern spiegeln. Und natürlich ist es schön, dass die Rasenflächen heute von den Bürgern genutzt werden«, sagt Harald Ringler. »Der Platz wurde zig Mal umgestaltet, war zum Beispiel auch schon ein botanischer Garten und Veranstaltungsort.« Die Zeiten ändern sich. Die Außenhülle des Schlosses lobt Harald Ringler. Es sei nach dem Krieg eher sparsam und nüchtern wieder aufgebaut worden.
Überraschungen und neue Blicke
Vorbei am Bundesverfassungsgericht mit seiner Transparenz versprechenden modernen Architektur geht es in den westlichen Teil des Schlossparks. Hier liegt der botanische Garten mit der Orangerie und den Gewächshäusern. »Die sind einen Besuch wert und sehr schön geworden nach der Renovierung«, so das Urteil des Experten. Im angrenzenden Teil des Schlossparks sind die Wege besonders unübersichtlich gewunden und man stößt immer wieder auf Überraschungen wie Brunnen, einen Tempel, eine Figurengruppe. Und es eröffnen sich immer wieder neue Blicke aufs Schloss. »Das ist
typisch für den englischen Landschaftsgarten, der hier anstelle des eher formellen Barockgartens entstand. Er sollte Erlebnisse für die Spaziergänger schaffen.«
Kuriose Biberburg
Im Zentrum des Schlossgartens – auch Schlosspark genannt – liegt ein kleiner See, der zur Bundesgartenschau BuGa 1967 neu angelegt wurde. Vor seiner Pensionierung ein Lieblingsplatz von Harald Ringler für eine erholsame Mittagspause, erzählt er. Und schon sind wir im östlichen Teil des Schlossgartens, treten durch das schmuckvolle Hirschtor , das hier schon seit 1759 steht, und aus dem eigentlichen Schlossbereich hinaus. Am Hirschbrunnen vorbei kommen wir zum charmanten Fasanengarten mit den drei rosafarbenen Gebäuden. Harald Ringler zieht es aber noch weiter und wir gehen im Parkwald Fasanengarten die Biberburg suchen. Und es ist so kurios, wie es klingt: Hier an der Grenze zum KSC-Gelände gab es Ende des 18. Jahrhunderts einen kleinen Tierpark, von dem nur noch die Kuhle mit Brunnen für die Biber erhalten ist. Studierende, die dieses Stück erholsames Grün im Sommer gerne nutzen, kennen es sicher.