Die Helmfrage
Pro und Contra
Von Konstantin Maier
Niemand sieht mit einem Fahrradhelm gut aus. Das liegt selten an den Menschen und oft an den Helmen: Es gibt einfach keinen »schönen Helm«. Klobig umschließen und vergrößern sie den Kopf, lassen einen kleinkindhaft aussehen. Ich fahre in Karlsruhe jeden Tag Fahrrad: zur Arbeit, die Kinder in den Kindergarten bringen, einkaufen. Die Stadt ist ideal dafür: keine Berge, gute Radwege. Ich fühle mich selten unsicher, bin schnell unterwegs und fahre auch mal zwischen Autos durch. Wenn ich mit einem Auto oder gar einem Lastwagen kollidiere, nützt der beste Helm unter Umständen wenig. Studien zeigen sogar, dass Autofahrende weniger aufpassen, wenn Fahrradfahrende einen Helm tragen. Einfach aufsteigen und losfahren, das war der Deal zwischen mir, dem Rad und der Straße. Das funktionierte gut, ich fühlte mich frei und sicher. Bis es eines Tages nicht mehr funktionierte.
Auf dem Weg zur Arbeit hatte ich einen Unfall. Eine Autofahrerin übersah mich an einer Kreuzung. Krach, Bumm! Noch in der Luft dachte ich: »Mist, du hast keinen Helm auf.« Ich kam mit einem Armbruch davon. Im Krankenhaus vorwurfsvolle Blicke wegen der »Helmfrage«. Seitdem frage ich mich, wie eitel ich eigentlich sein kann. Außerdem steht mein Gewissen in Form meiner vierjährigen Tochter regelmäßig vor mir und appelliert an meine Vernunft: »Du hattest doch schon mal einen Unfall.« Recht haben sie, die Vernunft und die Tochter. Seitdem trage ich den Helm, und obwohl ich weiß, dass es keine schönen Helme gibt, habe ich mir den schönsten für mich ausgesucht. Er schützt zwar nicht meine Frisur, aber im Zweifelsfall mein Leben. Wer mit Helm fährt, reduziert das Risiko einer tödlichen Hirnverletzung um 60 bis 70 Prozent. Mit dem Kopf auf den Asphalt zu prallen, kann aus einem banalen Missgeschick ein schweres Unglück machen.
Eine Aussage meines Arztes ist mir im Gedächtnis geblieben: »Wir kriegen eigentlich alles wieder hin, nur nicht den Kopf.«