»Der Wald ist wichtig für das Trinkwasser«

Wie sich die zunehmend extremen Wetterbedingungen, die intensive Landwirtschaft und unsere Nutzung auf die wertvolle Ressource auswirken, erklärt Prof. Dr. Matthias Maier.

Prof. Dr. Matthias Maier

Prof. Dr. Matthias Maier ist bei den Stadtwerken verantwortlich für die Trinkwassergewinnung. Zudem engagiert er sich als Präsident der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet (IAWR) für den Gewässerschutz und gibt sein Wissen in der Lehre weiter.

fließendes Wasser aus dem Schwarzwald

Welche Rolle spielt der Schwarzwald für das Karlsruher Trinkwasser?

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Unser Trinkwasser wird aus dem Grundwasser des Oberrheingrabens gewonnen. Dieses Grundwasser stammt hauptsächlich aus Niederschlägen, die versickern. Ein geringer Teil des Grundwassers stammt aus dem angrenzenden Schwarzwald. Von dort fließt es unterirdisch als Grundwasser in den Oberrheingraben. Aber auch unsere Flüsse, wie beispielsweise die Alb oder die Pfinz, bringen Wasser aus dem Schwarzwald mit, das hier versickert und damit zu Grundwasser wird.

Erklärt die Herkunft die gute Qualität des Karlsruher Trinkwassers?

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Ja. Das Grundwasser wird über Jahre und Jahrzehnte durch die Sand- und Kiesschichten des Oberrheingrabens gefiltert und gereinigt. So bekommen wir in unseren Wasserwerken Wasser, das wir ohne chemische Nachbereitung nutzen können. Eine wichtige Rolle spielt auch die Lage unserer Wasser­werke. Diese liegen in ausgedehnten Wald­ge­bieten, wo sich das Grundwasser natürlich und weitgehend unbeeinflusst von menschlicher Tätigkeit bilden kann.

Nun erleben wir extreme Wetterereig­nisse – Trockenphasen, Hitze und Starkregen. Wirken sich diese auf unser Grundwasser aus?

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Der Oberrheingraben ist eines der größten Grundwasservorkommen Europas. Selbst längere Trockenperioden können problemlos überstanden werden. Da wir im Mittel nur etwa 25 bis 45 Prozent des jährlich neu gebildeten Grundwassers entnehmen, ist eine nachhaltige Nutzung dieser wertvollen Ressource garantiert.

Wenn insgesamt weniger Wasser zur Verfügung steht, hat das irgendwann in der Zukunft für uns Konsequenzen?

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Unsere Messungen der letzten 60 Jahre zeigen, dass durch die zunehmenden Temperaturen immer mehr Wasser verdunstet und damit weniger Niederschläge ins Grundwasser sickern. Dadurch treten häufiger niedrige Grundwasserstände auf als früher. Erfreulicherweise stellen wir kein Absinken der Niedrigwasserstände fest; diese sind immer noch auf dem gleichen Niveau wie zu Beginn der Messungen. Demzufolge steht in der Region Karlsruhe auch langfristig genügend Grundwasser für die Trinkwasser­versorgung zur Verfügung.
Die Natur leidet jedoch teilweise stark unter den zunehmenden Trockenphasen. Die Wurzeln der Bäume und Sträucher reichen maximal etwa drei Meter in die Tiefe. In vielen Bereichen rund um Karlsruhe beginnt das Grundwasser jedoch erst in einer Tiefe von mehr als fünf Metern. Dadurch sind die Pflanzen auf das kurzfristig im Oberboden gespeicherte Regenwasser angewiesen. Daher stellt der Klimawandel beispielsweise den Forst vor deutlich größere Herausforderungen
als die Karlsruher Wasserwerke.


Zurück zum Schwarzwald: Wie sieht es denn dort mit der Wassersituation aus?

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Im Schwarzwald sind die Wasservorkommen sehr viel stärker von den Niederschlägen der letzten Tage und Wochen abhängig. Daher schütten die Quellen im Sommer oft deutlich weniger Wasser als im Winter. Vielerorts haben auch aufgrund des Klimawandels die Quellschüttungen über die letzten Jahrzehnte abgenommen. Aus diesem Grund bilden viele Gemeinden im Schwarzwald sogenannte Zweck­verbände für die Wasserversorgung. Dadurch können sie sich bei Wasserknapp­heit gegenseitig aushelfen. Größere Projekte, wie zum Beispiel der Bau von überregio­nalen Wasserleitungen, lassen sich oft nur gemeinsam umsetzen. Auch unser Wasserwerk Rheinwald ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtwerke Karlsruhe und des Zweckverbands Wasserversorgung Albgau, dem viele Gemeinden entlang des Albtals angehören.



Die Stadtwerke setzen sich in der IAWR für den Schutz der Trinkwasserqualität ein. Sie sind Präsident der IAWR. Welches Thema sehen Sie aktuell als besonders dringlich an?

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Eines der wichtigsten und dringlichsten Themen sind die Spurenstoffe im Wasser. Aufgrund der immer feiner werdenden Ana­lysemethoden lassen sich inzwischen selbst geringste Konzentrationen an Stoffen im Wasser nachweisen. Viele der aktuell nachgewiesenen Stoffe sind Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln, die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden. Eine unserer Hauptforderungen ist daher der Verzicht auf den Einsatz künst­licher Pflanzenschutzmittel, vor allem in den Wasserschutzgebieten. Wenn diese Stoffe erst mal in das Grundwasser gelangt sind, ver­bleiben sie dort teilweise für viele Jahre bis Jahrzehnte und können auch noch für zukünf­tige Generationen ein erhebliches Problem darstellen. Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, dass die entsprechenden Maßnahmen so schnell wie möglich umgesetzt werden.

Brunnenhaus in Durlach, Karlsruhe

Wasser­lieferant

Brunnen­haus Durlach

Ein verbindendes Element zwischen dem Schwarzwald und der Karlsruher Innenstadt ist das 1822 bis 1824 errichtete Brun­nenhaus in Durlach. Von hier führte eine Wasserleitung bis zum damals noch neuen Marktplatz. Architekt war Friedrich Weinbrenner, der Ingenieur Johann Gottfried Tulla berechnete die technischen Details. Es steht genau an der Stelle, wo die Ausläufer des Schwarzwalds in den Oberrhein­graben eintauchen. Die Inbetriebnahme der Wasser­leitung Anfang Januar 1824 wurde auf dem Marktplatz gefeiert.

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