Hier schlägt das Herz der Karlsruher Wärme
Seit bald 125 Jahren versorgt das Heizkraftwerk West am Rheinhafen die Fächerstadt, zunächst mit Strom und seit 1998 mit Wärme. Erster Abnehmer war der Rheinhafen.
1898
Genehmigung zum Bau des Kraftwerks
1898 berief der Karlsruher Stadtrat eine Kommission von Sachverständigen für die Einrichtung eines zentralen elektrischen Kraftwerks in Karlsruhe. Diese Kommission – bestehend aus mehreren Fachleuten für die Elektrifizierung – gab die Empfehlung, eine städtische »Elektrische Centrale für Licht- und Kraftversorgung« am Rheinhafen zu bauen. Dieser Empfehlung folgend, genehmigte der Stadtrat den Bau des Elektrizitätswerks. Es wurde festgelegt, dass der 1901 eingeweihte neue Rheinhafen mit elektrischem Strom als Energie für Maschinen und zu Beleuchtungszwecken versorgt werden solle.
Frühe Drehstrom-Kraftwerke in Deutschland
1901
Mit der Inbetriebnahme am 11. April 1901 besaß Karlsruhe eines der ersten Drehstrom-Kraftwerke in Deutschland. Die Nachfrage nach Strom in der Stadt war von Anfang an sehr groß. Es wurden im Laufe der Zeit weitere Dampfmaschinen und Generatoren angeschafft sowie das Kabelnetz erweitert. Das Kraftwerk war bis 1951 ausschließlich für die Stromerzeugung der Stadt zuständig. Dann wurde der erste heiße Dampf zu Siemens im Rheinhafen und ab 1965 in einer ersten Hauptleitung durch die Gartenstraße zum Heizwerk Mitte beim Vierortbad transportiert. Weitere Dampfabnehmer wie das Tullabad und die Schwarzwaldhalle kamen hinzu. So entwickelte sich das Kraftwerk zum Heizkraftwerk (HKW). Durch die Liberalisierung des Strommarktes wurde die Stromproduktion im HKW immer unwirtschaftlicher.
Neue Fernwärmezentrale für Karlsruhe
1998
Seit 1998 arbeitet das Werk hauptsächlich als Fernwärmezentrale, kann aber auch wieder Strom produzieren.
Große Pumpen bringen die Fernwärme zu den Verbraucher*innen
Das Fernwärmenetz ist lebendig und dehnt sich immer mehr aus. Nicht nur viele neue Wärmeabnehmer, sondern auch weitere Erzeuger kommen hinzu. Dazu zählen zum Beispiel das Rheinhafen-Dampfkraftwerk (RDK), die Raffinerie Miro und jetzt ganz aktuell die Papierfabrik am Rheinhafen. Große Pumpen bewegen das warme Wasser im Netz. Sie sorgen für die richtigen Drücke und Geschwindigkeiten im Verteilnetz. Im Winter hat das Wasser, das vom HKW in Richtung Verbraucher*innen fließt, eine Temperatur von maximal 130 °C. Damit es nicht verdampft und für alle Kund*innen gleich warm bleibt, muss dann der Druck in der Leitung entsprechend hoch sein. Das gilt natürlich auch für heißes Wasser, das im Sommer durch die Fernwärmeleitungen fließt. Dann verlässt es das HKW mit rund 85 °C und trifft noch mit mehr als 80 °C in den Hausanlagen ein.
Dr. Manuel Rink, der Chef des Heizkraftwerks West, beschreibt die Dynamik der Arbeit im Kraftwerk.
»Im Sommer machen wir eine Wanderung, im Herbst und Frühjahr einen Dauerlauf und im Winter den Sprint.«
Die Leitwarte steuert die Verteilung der Fernwärme
Welche Drücke, Geschwindigkeiten und Temperaturen in den Leitungen vorherrschen, wird an vielen Stellen im Fernwärmenetz ermittelt und sekundengenau an die moderne Leitwarte im HKW gemeldet. Von hier aus wird die Versorgung täglich rund um die Uhr im Schichtbetrieb überwacht. Diese Warte steuert und kontrolliert das gesamte Karlsruher Fernwärmesystem.
»So ein Wärmenetz lässt sich gut mit einem menschlichen Körper vergleichen. Die Pumpen sind das Herz, welches das Wasser in den Leitungen hin und her pumpt. Die Leitwarte ist das Hirn, das alles steuert. Und die Wärmeerzeuger und industriellen Anlagen sind die Lungen, in denen die Wärme an das Wasser übergeben wird«, erklärt Dr. Manuel Rink, der Leiter des Heizkraftwerks West der Stadtwerke.
Die Vorteile der Fernwärme im Überblick
Niedrige CO2-Emissionen
Klimaschutz durch Kraft-Wärme-Kopplung und Abwärmenutzung aus der Industrie
Einer der besten Primärenergiefaktoren in Baden-Württemberg, erfüllt problemlos die Wärmegesetze des Bundes und des Landes
Nahezu immer verfügbar und sicher
Günstig in der Anschaffung und im Betrieb
Platzsparend: kein Heizkessel, kein Schornstein nötig
Geräusch- und geruchslos
Lange Lebensdauer der Anlage
Staatliche Förderung von bis zu 45 % auf die Gesamtinvestition