Der Stadtgrundriss von Karlsruhe ähnelt einem Kompass. So kann man den Sonnenlauf von Ost nach West besonders gut nachvollziehen.

Text: Cordula Schulze

Ganz still ist es, das erste Licht noch fahl und milchig, die Vögel zwitschern, ein Eichhörnchen huscht über die Straße: Vor Sonnenaufgang ist die Aussichtsterrasse am Turmberg schattig und leer. Man kann sie wunderbar als Startpunkt nutzen für einen Sonnentag der anderen Art in Karlsruhe. Denn: Hier im Osten geht die Sonne auf. An einem klaren Tag funkeln in der Frühe nach und nach erst hohe Türme und Gebäude, später alle Dächer in den noch schrägen Strahlen der Morgensonne. Die Sicht wird besser – wir erkennen die Durlacher Allee, die schnurgerade in die Stadt hineinführt. Diese Allee verband einst Durlach im Osten mit Mühlburg im Westen und sie ist auf dem Stadtplan auch noch gut erkennbar, auch wenn Teile von ihr heute Fußgängerzone sind. Wir folgen ihr von Durlach zunächst in Richtung Stadtzentrum, vorbei am neuen Ikea, am alten Schlachthof, am Schloss Gottesaue und der Universität. Im Morgenlicht ist der Weg besonders schön, weil alle Gebäude leuchtend im Sonnenlicht stehen.

Mediterranes Feeling in Karlsruhe: Wenn die Sonne im Zenit steht

Am Marktplatz ist es Zeit, innezuhalten. Während des Vormittags hat die Sonne ihren Himmelslauf vom Osten bis in den Süden vollzogen. Jetzt zur Mittagszeit steht sie hoch und scheint in die Stadt hinein, entlang der Ettlinger Straße, zwischen Volkswohnung und ECE-Center hindurch auf den Marktplatz, die Pyramide und weiter bis zum Schloss. Dessen Turm dient zwar nicht direkt als Zeiger für eine Sonnenuhr, aber er befindet sich ganz im Mittelpunkt des Stadtgrundrisses. Hier stand ursprünglich ein Jagdschloss. 32 Wege erschlossen den Wald ringsherum. Später blieb diese fächerförmige Aufteilung erhalten – das Herrscherhaus bildete das Zentrum, eine städtebauliche Mode der Zeit, orientiert am Sonnenkönig Ludwig XIV. und seinem Schloss Versailles in Frankreich. Und noch heute führen die Straßen und Wege in Karlsruhe den Blick immer wieder zum Schlossturm hin.

Weiter geht’s den Nachmittag über in Richtung Westen. Die Sonne in ihrem Lauf beginnt den Überholvorgang, denn wenn sie im Westen untergeht, wird sie uns ins Gesicht scheinen. In der Nähe des Hofguts Maxau befindet sich die Treppenterrasse am Rheinufer. Hier kann man sitzen und versonnen dabei zusehen, wie die Himmelsscheibe scheinbar immer größer und röter wird, bis sie hinter den Baumgruppen verschwindet. Was bleibt, ist noch ein bisschen Restlicht, um sich auf den Heimweg zu machen.

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Tipp!

Steht die Sonne um 12 Uhr mittags wirklich an ihrem höchsten Stand?

Das stimmt nicht ganz. In der Sommerzeit ist das gegen 13 Uhr der Fall. Dazu kommt, dass der genaue Zeitpunkt des »wahren Mittags« täglich leicht schwankt. In Karlsruhe ist er am Erscheinungstag dieses Magazins am 17.3.2023 zum Beispiel um 12.34 Uhr. 

Wer Sonnenauf- und -untergang sowie weitere Daten für seinen Ausflugstag wissen will, kann zum Beispiel unter→ timeanddate.de nachsehen. Die Sommerzeit startet übrigens in der Nacht vom 25. auf den 26. März.

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PRAKTISCHES:

Man kann Karlsruhe von der Sonnenterrasse am Turmberg zur Treppenterrasse am Rhein in Maxau (oder umgekehrt) auf vielen Wegen durchmessen.

Zu Fuß dauert es drei bis vier Stunden ohne Pausen und Umwege. Hier bietet sich der begrünte Weg durch den Schlosspark an.

Mit dem Rad ist die Strecke entlang der Alb sehr schön. Hier dann Zeit für den Abstecher zum Schloss einplanen.

Für fast alle Fitnesstypen und Generationen eignet sich die Strecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Bis zum Bahnhof Durlach Turmberg verkehrt die Tram 1, und die Turmbergbahn fährt dann hoch auf den Turmberg. Ab 7. April 2023 gilt der Sommerfahrplan. Dann fährt die Turmbergbahn täglich 10–20 Uhr. Bis dahin gilt: Samstag, Sonn- und Feiertag: 10–18 Uhr. In der Stadt empfiehlt sich mindestens ein Stopp am Marktplatz, um zum Schloss zu gehen und die 165 Stufen zur Aussichtsplattform auf dem Schlossturm zu erklimmen (→ landesmuseum.de/service/oeffnungszeitenundpreise). Von dort bringt einen die S 5 zur Haltestelle Maxau, rund 750 Meter von der Treppenplattform am Rhein entfernt.

Vom Schlossturm aus geht der Blick über Karlsruhe in alle Himmelsrichtungen. Von hier aus führen die meistens »Fächerstrahlen« genannten 32 Wege nach Süden in die Innenstadt (3.Bild) und nach Norden in den Hardtwald (2.Bild). Im Westen sind die Kraftwerke am Hafen zu sehen, im Südosten Teile des KIT-Campus und die ersten Schwarzwaldausläufer (1.Bild).

Schaubild von Karlsruhe

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