Das Jahrhundertprojekt
Südlich von Karlsruhe entsteht ein neues Wasserwerk. »Ein solches Projekt begleitet man nur einmal im Leben«, sagt der Verantwortliche.
Der Rohbau steht – eine wuchtige Skulptur aus Beton, mitten im Mörscher Wald. Das neue Wasserwerk soll an einen Fels erinnern, der sich aus dem Boden schiebt. Und diesen Eindruck vermittelt der Rohling schon sehr gut: Schräge Dachebenen und unterschiedlich große Gebäudeteile bilden eine zackige Landschaft.
Wenn das Dach bei der Inbetriebnahme 2021 dann begrünt sein wird und die Umgebung statt Baustellenschlamm naturnahe Bepflanzung zeigt – dann wird man den großen neuen Bau aus der Ferne kaum wahrnehmen. Bis es so weit ist, müssen die zahlreichen beteiligten Gewerke aber noch viel leisten. Das Richtfest wurde im letzten Oktober gefeiert; derzeit beenden die Baufirmen ihre Arbeit und bauen die großen Kräne wieder ab.
Die Planung permanent optimieren
»Den eigentlichen Bau haben wir pünktlich abgeschlossen. Jetzt beginnt die zweite Phase des Projekts, der Ausbau. Die Herausforderung ist dabei, im Budget zu bleiben. Deshalb passen wir die Planung immer wieder an«, erläutert Dr. Bernd Hofmann. Er ist bei den Stadtwerken als Abteilungsleiter verantwortlich für die vier Wasserwerke und Projektleiter des 38 Millionen Euro teuren Neubaus »Wasserwerk Mörscher Wald«. »Ein Projekt dieser Größenordnung kann man nur in einem guten Projektteam stemmen«, betont er.
Besucher willkommen
Als Nächstes werden die Anlagen montiert – Pumpen, Rohre, elektrische Steuerung – und das Gebäude ausgerüstet für die unterschiedlichen Aufgaben. Diese reichen von der Entfernung von Eisen und Mangan aus dem Grundwasser über dessen Anreicherung mit Sauerstoff und die Weitergabe der täglich rund 60.000 Kubikmeter ins Leitungsnetz in einem kathedralengroßen Raum mit vier leistungsstarken Netzpumpen. Zudem beherbergt der Bau einen Raum für Untersuchungen, Besucherräume und Werkstätten.
Damit ersetzt künftig ein leistungsstarkes, kompakt gebautes Werk die benachbarte Anlage aus den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Diese besteht aus mehreren einzelnen Gebäuden, die abgerissen werden sollen. An dieser Stelle ersetzt künftig ein wertiger Wald die für den Neubau gefällten Bäume.
Versorgungssicherheit auch in Hitzeperioden
Umweltschutzbelange prägen die Vorgehensweise beim Bau des neuen Wasserwerks: Das Gutachten umfasste 2.500 Seiten! Und tatsächlich sind auch Kleinigkeiten berücksichtigt wie der Amphibienzaun oder eine neue schlammige Suhle für Wildschweine. Regen- und Teile des Prozesswassers des neuen Wasserwerks versickern umweltfreundlich und bilden neues Grundwasser. Deshalb soll so wenig Fläche wie möglich versiegelt werden.
»Wir haben nun eine Betriebserlaubnis für die 24 Brunnen mit einer Höchstleistung von 60.000 Kubikmetern am Tag bis 2048«, informiert der Projektleiter. Auch in längeren Hitzeperioden und bei sommerlich hohem Wasserverbrauch ist also die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger naturverträglich gewährleistet. Die Maßgabe der Stadtwerke lautet, Trinkwasser so zu gewinnen, dass die Natur geschont und die vorhandenen Ökosysteme erhalten werden.